Rezension: Let’s Play oder Game Over?: Eine Ethik des Computerspiels von Sebastian Ostritsch
Hallo liebe Freunde der seichten Unterhaltung. Nach langer Zeit erwecke ich diesen Blog aus seinem Dornröschenschlaf und was eignet sich besser dazu als eine Rezension über das in diesem Jahr erschienene Buch „Let’s Play oder Game Over“ von Sebastian Ostritsch.
Rezension
Computerspiele haben sich in den letzten 50 Jahren von einem Nerd Nischenhobby zu einem etablierten Mainstream Unterhaltungsformat auf Augenhöhe zu etablierten Medien wie Büchern, Filmen, Fernsehen entwickelt. Computerspieler finden sich heute in allen Altersklassen, Berufsgruppen und Gesellschaftsschichten. Moderne Computerspiele verschlingen inzwischen Budgets von mehreren hundert Millionen Euro, erzählen Geschichten, die mit Hollywoodfilmen mithalten können und erwirtschaften mehr Umsatz als die Film- und Musikindustrie zusammen. Trotzdem finden Computerspiele im Gegensatz zu Filmen oder Büchern im philosophischen Diskurs kaum bis gar nicht statt. Daran will der promovierte Philosoph und leidenschaftliche Gamer Sebastian Ostritsch etwas ändern und widmet sich in seinem Buch „Let’s Play oder Game Over“ der Frage, wie Computerspiele und Ethik zusammenpassen.
Bevor er sich jedoch der Frage widmet, definiert er erst einmal im ersten Teil des Buches Spiele. Er nennt Kriterien, durch die sich Spiele definieren und von Nichtspielen unterscheiden und geht auf Besonderheiten von Computerspielen ein.
Im zweiten Teil diskutiert er, ob Computerspiele überhaupt moralisch sind. Er kommt zu dem Schluss, dass das stark auf das jeweilige Spiel ankommt. Spiele mit komplexen Welten und Handlung können moralisch betrachtet werden, bei Tetris wird das eher schwierig. Ein ganzes Kapitel widmet er Killerspielen und erklärt, wieso die These, dass diese Menschen beeinflussen, weder philosophisch noch empirisch haltbar ist.
Der dritte Teil handelt von der ethischen Perspektive von Computerspielen und der Zusammenhang mit dem guten Leben. Er zeigt diverse Punkte auf, wie Computerspiele das gute Leben fördern können. Sie fördern Geselligkeit, Freundschaften, helfen bei strategischen und logischen Denken und bieten Möglichkeiten sein eigenes Handeln zu reflektieren.
Das Buch endet mit einem Glossar, in dem die wichtigsten Begriffe erklärt werden.
Fazit
Ich finde, es ist ein Buch, dass jeder Gamer einmal lesen sollte, der sich etwas intellektueller mit dem Thema Computerspiele beschäftigen will und auch noch nach ein paar Argumenten sucht, warum moderne Computerspiele auf einer Ebene mit Literatur oder Filmen stehen können. Man merkt auf jeder Seite, dass der Autor begeistertet Gamer ist. Er unterlegt jede seiner Thesen mit einem dazu passenden Computerspiel und erklärt sowohl die philosophischen Grundlagen als auch die jeweiligen Spiele so, dass auch Anfänger diese leicht verstehen. 4/5 Sterne
Die harten Fakten
- Titel: Let’s Play oder Game Over?: Eine Ethik des Computerspiels
- Autor: Sebastian Ostritsch
- Herausgeber: dtv Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG; 1. Edition
- Erscheinungsdatum: 20. April 2023
- Sprache: Deutsch
- Broschiert: 256 Seiten
- ISBN-10: 3423263539
- ISBN-13: 978-3423263535