Rezension: Inside AfD: Der Bericht einer Aussteigerin von Franziska Schreiber

Hallo, liebe Freunde der seichten Unterhaltung, weiter geht es auf diesem Blog mit meiner Rezension zum Buch „Inside AfD – Der Bericht einer Aussteigerin“ von Franziska Schreiber.

Zur Person

Franziska Schreiber ist 23 Jahre alt, als sie unter Bernd Lucke in die AfD eintritt. Sie macht in der damals noch jungen Partei schnell Karriere und wird Vorsitzende der Jungen Alternative Sachen. Bald darauf wird sie stellvertretende Pressesprecherin und steigt 2017 in den Bundesvorstand der AfD auf. In der Partei ist sie eng mit Frauke Petry verbunden. 2017, nach dem Sturz Petrys, steigt sie aus der Partei aus und schreibt das Buch, dass ich hier rezensieren.

Zur Erstausgabe

In meiner Rezension spreche ich über die Erstausgabe aus dem Jahr 2018. In dieser Ausgabe befinden sich einige Aussagen, die in späteren Ausgaben per Gerichtsbeschluss gestrichen wurden. Dabei geht es vor allem um folgende Aussagen:

  • H.G. Maaßen hätte Frauke Petry beraten, damit die Partei nicht vom Verfassungsschutz beobachtet wird
  • Björn Höcke hätte gemeinsam mit seinem Mentor Götz Kubitschek Verleger beim rechtsextremen Antaios Verlag Reden von Joseph Goebbels studiert und als Vorlage für Reden Höckes genutzt.

Inzwischen haben wir das Jahr 2023. Maaßen gibt Interviews in Publikationen, die der Identitäten Bewegung nahestehen. Außerdem postet er auf Twitter Fotos mit bekannten rechtsnationalen Persönlichkeiten. Der Antaios Verlag publiziert Bücher der Creme de la Creme der rechtsextremen Szene und gilt als das Sprachrohr der „Neuen Rechten“. Björn Höckes Flügel steuert inzwischen die AfD. Mehrere Landesverfassungsschutzbehörden beobachten die Partei und man darf gerichtlich bestätigt Höcke als Faschisten bezeichnen. Man mag sich unter diesem Hintergrund selbst eine Meinung zu den gestrichenen Passagen bilden.

Verdrehung von Dingen

Aber nun zurück zum Buch. Schreiber beschreibt ihren Weg und ihren Aufstieg in der AfD. Sie beschreibt eine chaotische, sich in der Gründung befindliche Partei. Dabei versucht sie, die AfD als damals demokratische Partei darzustellen und gibt der Presse die Schuld, dass aus der demokratischen Partei Luckes die faschistische AfD von Höcke geworden sei. Diese Verdrehung der Realität ist schon bemerkenswert. Keine Partei nimmt einfach so Mitglieder auf. Interessenten, die einer Partei beitreten wollen, werden durch Parteiorgane auf Kompatibilität der Person zur Partei geprüft. Anschließend wird in dem Organ über die Aufnahme in die Partei abgestimmt. Wenn eine Partei durch Rechtsextremisten unterwandert wird, dann liegt das definitiv nicht an der Presse, die über diese Unterwanderungen berichtet, sondern an Parteiorganen, die solche Leute aktiv in die Partei aufnehmen.

Die AfD als Psychosekte?

Sehr interessant sind auch ihre Aussagen zum Innenleben der Partei. Sie schildert, dass schon damals Parteimitglieder, die nicht extrem genug waren, aktiv kaltgestellt wurden. In der Partei gab es Gesinnungsprüfungen von Mitgliedern und wenn das Mitglied nicht extrem genug war, dann wurde es aktiv aus Ämter und schlussendlich aus der Partei gedrängt. So ein Verhalten kennt man aus totalitären Psychosekten und nicht aus demokratischen Parteien.

Ebenso zu einer Psychosekte passen auch Narrative, die in der Partei verbreitet wurden. Es hieß, dass ein Austritt aus der AfD fatal wäre, weil aufgrund der ehemaligen Parteimitgliedschaft und der Berichterstattung über die Partei ein normales Leben außerhalb der Partei nicht mehr möglich wäre und man gesellschaftlich für die Mitgliedschaft geachtet würde. Meiner Meinung nach müsste man, wenn das so stimmt, die AfD ähnlich wie Scientology betrachten und Ausstiegsprogramme so wie Resozialisierungsprogramme für aktive und ehemalige Mitglieder aufsetzen, damit Parteimitglieder, die aussteigen wollen, wieder in eine demokratische Gesellschaft eingegliedert werden können.

Verherrlichung Petrys

Ebenso interessant ist Schreibers unkritische Verherrlichung ihrer Förderin Frauke Petry. Sie beschreibt in dem Buch Petry als blütenreine Demokratin und Opfer des Flügels um Höckes. Sie schildert, wie Petry verzweifelt versucht hat, die Partei auf demokratischen Kurs zu halten, bis sie letztendlich vom rechten Flügel gestürzt wurde. Wenn man heute Tweets von Frauke Petry liest, dann mag man berechtigt daran zweifeln, dass die Partei unter ihr heute weniger radikal wäre als unter der Führung von Weidel und Churpalla.

Das Ende

Schreiber beschreibt, dass der Parteitag in Köln, an dem Petry abgewählt wurde, der Tag ihres persönliches Erwachen gewesen wäre. Sie hat dort mit dem Sturz Petrys und dem Abstimmungsverhalten der Delegierten zu diversen Tagesordnungspunkten plötzlich festgestellt, dass die Partei unrettbar verloren wäre. Das war dann für sie der Grund, um aus der Partei ausgestiegen. Da war sie 27. Sie selbst versucht sich in ihrem Buch, als Demokratin darzustellen, die zwar ziemlich harten Tobak als Pressesprecherin verbreitet hätte, aber nie so wirklich dahinter gestanden sei.

Fazit

Trotz der zu positiven Darstellung Petrys und Schreibers Versuche sich in ein besseres Licht zu rücken, finde ich, dass man das Buch lesen sollte. Es beschreibt meiner Meinung nach sehr gut die Entwicklung der AfD von Luckes Professorenpartei über Perty zur jetzt vom Verfassungsschutz beobachteten Partei. Es bietet außerdem interessante Einblicke in das Innenleben die Partei. Schreiber scheint wohl inzwischen den Absprung aus der Szene geschafft zu haben. Und hat ein zweites Buch über die AfD geschrieben, dass ich auf alle Fälle lesen und dann auch hier besprechen werde. Damit beende ich meine Rezension zu „Inside AfD: Der Bericht einer Aussteigerin“ und vergebe für das Buch 3/5 Sterne

Die harten Fakten

Rezension Inside AfD Der Bericht einer Aussteigerin
  • Titel: Inside AfD: Der Bericht einer Aussteigerin
  • Autor: Franziska Schreiber
  • Herausgeber: ‎ Europa Verlag; 1. Edition 
  • Erscheinungsdatum: 3. August 2018
  • Sprache: ‎ Deutsch
  • Broschiert: ‎ 224 Seiten
  • ISBN-10:  3958902030
  • ISBN-13: ‎ 978-3958902039

Rezension: Let’s Play oder Game Over?: Eine Ethik des Computerspiels von Sebastian Ostritsch

Hallo liebe Freunde der seichten Unterhaltung. Nach langer Zeit erwecke ich diesen Blog aus seinem Dornröschenschlaf und was eignet sich besser dazu als eine Rezension über das in diesem Jahr erschienene Buch „Let’s Play oder Game Over“ von Sebastian Ostritsch.

Rezension

Computerspiele haben sich in den letzten 50 Jahren von einem Nerd Nischenhobby zu einem etablierten Mainstream Unterhaltungsformat auf Augenhöhe zu etablierten Medien wie Büchern, Filmen, Fernsehen entwickelt. Computerspieler finden sich heute in allen Altersklassen, Berufsgruppen und Gesellschaftsschichten. Moderne Computerspiele verschlingen inzwischen Budgets von mehreren hundert Millionen Euro, erzählen Geschichten, die mit Hollywoodfilmen mithalten können und erwirtschaften mehr Umsatz als die Film- und Musikindustrie zusammen. Trotzdem finden Computerspiele im Gegensatz zu Filmen oder Büchern im philosophischen Diskurs kaum bis gar nicht statt. Daran will der promovierte Philosoph und leidenschaftliche Gamer Sebastian Ostritsch etwas ändern und widmet sich in seinem Buch „Let’s Play oder Game Over“ der Frage, wie Computerspiele und Ethik zusammenpassen.

Bevor er sich jedoch der Frage widmet, definiert er erst einmal im ersten Teil des Buches Spiele. Er nennt Kriterien, durch die sich Spiele definieren und von Nichtspielen unterscheiden und geht auf Besonderheiten von Computerspielen ein.

Im zweiten Teil diskutiert er, ob Computerspiele überhaupt moralisch sind. Er kommt zu dem Schluss, dass das stark auf das jeweilige Spiel ankommt. Spiele mit komplexen Welten und Handlung können moralisch betrachtet werden, bei Tetris wird das eher schwierig. Ein ganzes Kapitel widmet er Killerspielen und erklärt, wieso die These, dass diese Menschen beeinflussen, weder philosophisch noch empirisch haltbar ist.

Der dritte Teil handelt von der ethischen Perspektive von Computerspielen und der Zusammenhang mit dem guten Leben. Er zeigt diverse Punkte auf, wie Computerspiele das gute Leben fördern können. Sie fördern Geselligkeit, Freundschaften, helfen bei strategischen und logischen Denken und bieten Möglichkeiten sein eigenes Handeln zu reflektieren.

Das Buch endet mit einem Glossar, in dem die wichtigsten Begriffe erklärt werden.

Fazit

Ich finde, es ist ein Buch, dass jeder Gamer einmal lesen sollte, der sich etwas intellektueller mit dem Thema Computerspiele beschäftigen will und auch noch nach ein paar Argumenten sucht, warum moderne Computerspiele auf einer Ebene mit Literatur oder Filmen stehen können. Man merkt auf jeder Seite, dass der Autor begeistertet Gamer ist. Er unterlegt jede seiner Thesen mit einem dazu passenden Computerspiel und erklärt sowohl die philosophischen Grundlagen als auch die jeweiligen Spiele so, dass auch Anfänger diese leicht verstehen. 4/5 Sterne

Die harten Fakten

Sebastian Ostritsch Let's Play oder Game Over? Eine Ethik des Computerspiels
  • Titel: Let’s Play oder Game Over?: Eine Ethik des Computerspiels
  • Autor: Sebastian Ostritsch
  • Herausgeber: ‎ dtv Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG; 1. Edition
  • Erscheinungsdatum: 20. April 2023
  • Sprache: ‎ Deutsch
  • Broschiert: ‎ 256 Seiten
  • ISBN-10:  3423263539
  • ISBN-13: ‎ 978-3423263535